Manchmal tragen wir Erlebnisse aus der Vergangenheit wie schwere Koffer mit uns herum. Sie rufen Gefühle wie Wut, Trauer oder Angst hervor. Doch eines bleibt unbestreitbar: Was passiert ist, ist passiert. Es kann sich nicht mehr ändern.

Anstatt mit der Vergangenheit zu hadern oder sie immer wieder durchzukauen, könnten wir innehalten und uns fragen: „Was gewinne ich wirklich, wenn ich ankämpfe gegen etwas, dass längst nicht mehr zu ändern ist?“ Die Antwort ist oft ernüchternd: Wir verlieren Energie, Zeit und Kraft, ohne dass sich das Geschehene jemals ändert.

Meine Großmutter hatte dazu einen weisen Spruch: „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist.“ Dieser Satz begleitet mich bis heute. Aber er bedeutet nicht, dass wir unsere Gefühle ignorieren oder das Geschehene abtun. Es geht vielmehr darum, zu akzeptieren, dass bestimmte Dinge endgültig sind. 

Warum Akzeptanz so kraftvoll ist

Es geht nicht darum, die Vergangenheit schönzureden, sondern sie mit Milde zu betrachten. Wir dürfen uns erlauben zu erkennen, dass wir damals – mit dem Wissen und den Fähigkeiten, die wir hatten – unser Bestes gegeben haben. Was damals „richtig“ oder „falsch“ war, kann sich heute, mit mehr Lebenserfahrung, anders anfühlen. Das ist menschliche Entwicklung.

Ein Beispiel: Vielleicht war eine Trennung, die damals unendlich schmerzhaft war, rückblickend das Beste, was dir passieren konnte. Sie hat dich dorthin geführt, wo du heute bist, und Platz für etwas Neues geschaffen. Das Ereignis selbst hat sich nicht verändert, aber dein Blickwinkel darauf.

Das zeigt, wie viel Macht in unserer Einstellung liegt. Wenn wir die Vergangenheit nicht ändern können, können wir doch immer lernen, unsere Perspektive zu verändern.

Was bedeutet das konkret?

1. Sich nicht mit der Vergangenheit streiten
Der verpasste Zug, das zerbrochene Erbstück oder die peinliche Situation – sie sind vorbei. Wenn wir versuchen, die Vergangenheit in Gedanken umzukehren, kämpfen wir gegen Windmühlen.

2. Die Energie ins Heute investieren
Anstatt alte Wunden immer wieder aufzureißen, können wir sie heilen lassen. Das spart Kraft, die wir für die Gegenwart und Zukunft nutzen können.

3. Mit Nachsicht auf uns selbst blicken
Unser jüngeres Ich hat vielleicht anders gehandelt, als wir es heute tun würden. Aber das liegt daran, dass wir wachsen und lernen. Es ist verrückt, sich heute für das Verhalten von damals zu schämen – damals war es Teil unseres Lernprozesses.

Dein Werkzeug: Akzeptanz

Jeff Foster sagt: „Let go of the illusion that it could have been any different.“ Diese Worte laden uns ein, die Vergangenheit loszulassen, ohne sie zu verdrängen. Es ist ein Akt der Selbstliebe, nicht weiter gegen die Realität zu kämpfen.

Frage dich:

  • Was wäre, wenn du die Vergangenheit nicht als Gegner, sondern als Lehrer betrachtest?
  • Welche Stärke hast du durch diese Erlebnisse gewonnen? Was konntest du dadurch lernen?
  • Wie könntest du milder mit dir selbst und anderen umgehen?

Die Vergangenheit zu akzeptieren ist keine Kapitulation, sondern eine bewusste Entscheidung, die eigene Energie für das Heute zu nutzen. Lass los, was nicht mehr zu ändern ist – und sieh, wie viel leichter du wirst.

Ich bin selbst noch auf diesem Weg, wie vermutlich die meisten von uns. Es gibt Tage, an denen ich mit dieser Weisheit in mir ruhen kann – und andere, an denen ich mich immer wieder dabei ertappe, mit der Vergangenheit zu verhandeln, als könnte ich sie umstimmen. Doch genau das ist der Moment, um innezuhalten und zu fragen: Kann ich es jetzt loslassen? Manchmal klappt es, manchmal nicht. Und das ist auch in Ordnung.